Hintergrund und Geschichte PDF Drucken E-Mail

Ellen Widmann, die Gründerin des Kammersprechchors Zürich, begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihren Schauspielschülerinnen und -schülern chorische Übungen. Sie war überzeugt, dass ein gemeinsames Sprechen möglich ist, das sich nicht auf leeres Betonen von Silben beschränkt, sondern im präzisen gemeinsamen Sprechen einer Gruppe zum natürlich klingenden Sprachfluss werden kann.

Sie hat ihr Ziel in vielen Inszenierungen mit namhaften Regisseuren erreicht, vor allem in Aufführungen von beiden Teilen von Goethes Faust unter Leopold Lindtberg am Schauspielhaus Zürich und an den Salzburger Festspielen.

Doch das von Widmann 1952 eigentlich ausschliesslich für die Bühne gegründete Instrument des Sprechchores hat weit grössere und länger andauernde Wirksamkeit auf dem Konzertpodium entfaltet. Als Unikum im europäischen Konzertwesen gab es nun einen Chor, der exakt auskomponierte Sprache rhyhtmisch genau realisieren konnte und ihr dabei aber gleichzeitig in Intonation und Ausdrucksnüancierung die Direktheit schauspierischen Sprechens zu verleihen vermochte. Dadurch konnten schon bestehende, aber bisher nicht realisierbare Sprechchorwerke von Wladimir Vogel aufgeführt werden, dadurch aber entstanden auch neue Werke, so dass nun, nach fünfzig Jahren, eine eigene, vielseitige musikalische Sprechchorliteratur vorliegt. Sie reicht von grossen, tragische Oratorien bis zu kleinen humoristischen a-capella-Spielereien. Immer noch sind für den Kammersprechchor Zürich Einstudierungen neuer Werke unverzichtbar wichtig, aber im Gegensatz zum Beginn gehört heute auch die Pflege des Repertoires zu seinen Aufgaben.

Richard Merz, 2001

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